Das ist MEDem: Zweck und Ziele
Wähler*innen, Parteien, Medien und Eliten zu verstehen (und wie sie die Politik beeinflussen) ist entscheidend, um das Funktionieren parlamentarischer Demokratien moderner Gesellschaften messen und erforschen zu können.
Was ist MEDem?
Monitoring Electoral Democracy (MEDem) ist eine neue, sich entwickelnde, europäische Forschungsinfrastruktur mit dem Ziel, umfassende und hochinnovative (inter-)nationale Demokratieforschung zu ermöglichen. Die Initiative wird Daten und Informationen über europäische Demokratien verknüpfen und Standards und Instrumente für die Datenerhebung, Visualisierung und Analyse erstellen und bereitstellen. Durch die Zusammenarbeit mit etablierten europäischen Netzwerken von Forschungsgruppen und Wissenschaftler*innen, verbessert MEDem die bestehende nationale und internationale vergleichende Demokratieforschung und hebt die zukünftige Analyse parlamentarischer Demokratien in Europa auf ein neues Niveau akademischer Exzellenz und öffentlicher Wirkung.
Warum brauchen wir MEDem?
Die Sozialwissenschaften leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Funktionieren von Demokratien, indem sie ein umfassendes Verständnis dafür vermitteln, wie Bürger*innen, Eliten, Parlamente, Regierungen und Medien in demokratischen Prozessen interagieren. Allerdings ist die politische Situation heute – sowohl in Europa als auch im Rest der Welt – volatiler als noch in den letzten Jahrzehnten. Wissenschaftliche Forschung, die nur innerhalb der Grenzen einzelner Länder, aus nur einer Perspektive oder nur zu einem bestimmten Zeitpunkt durchgeführt wird, reicht daher nicht mehr aus, um die Komplexität politischer Herausforderungen angemessen zu kontextualisieren. Darüber hinaus variieren die Methoden zur Datenerhebung und -archivierung je nach Land, Thema oder Datentyp, was dazu führt, dass die Mehrheit der bisher gesammelten Daten für vergleichende Analysen unzugänglich und inkompatibel ist. Die Hauptaufgabe von MEDem besteht daher darin, das volle Potenzial der Daten über europäische Demokratien zu entfalten, indem deren Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Analysierbarkeit, Vergleichbarkeit und Wiederverwendbarkeit garantiert werden.
Was bietet MEDem?
Als europäische Infrastruktur bietet MEDem eine Reihe von Dienstleistungen an:
- Koordination nationaler und international-vergleichender Forschungsgruppen, die sich mit Demokratien und Wahlen beschäftigen. Dazu gehört die Sicherstellung eines stetigen Informationsaustauschs und enger Zusammenarbeit zu zentralen Fragen in Bezug auf Daten, Methoden, Themen und Governance.
- Festlegung von Standards für die Datenerhebung über Länder und Datentypen hinweg. Hierbei bilden die Identifizierung und Empfehlung von Standards für Metadaten, Konzepte, Fragen, Antwortkategorien, Methoden der Datenerhebung, Kodierungen etc. die Grundlage für die Pre- und Post-Harmonisierung von Daten.
- Organisation der Pre- und Post-Harmonisierung von Datenerhebungen in ganz Europa. Pre- Harmonisierung ermöglicht die Integration neuer Daten, deren Erhebung mit Instrumenten am neuesten Stand der Wissenschaft erfolgt. Post-Harmonisierung fördert die Zugänglichkeit sowie die Kompatibilität bestehender Datensätze.
- Bereitstellung einer benutzerfreundlichen Datenbank von Instrumenten, Messinstrumenten und Datensätzen, die keine fortgeschrittenen technischen Kenntnisse erfordert und einen standardisierten Suchprozess zu einer Vielzahl demokratiebezogener Themen bereitstellt. Auf diese Weise können Projekte, Institutionen und Forscher*innen sicherstellen, dass ihre Arbeit mühelos auffindbar, zugänglich und wiederverwendbar ist.
- Entwicklung neuer Tools für Datenvisualisierung und Daten-Linkage. Um Forschungsergebnisse einer breiten Masse verständlich darzulegen, erfordern komplexe Datensätze innovative Ansätze zur Visualisierung. Zudem werden unterschiedlichste Datenquellen durch die Entwicklung sogenannter "linkage keys" miteinander verbunden, um die Wiederverwendbarkeit von Daten zu fördern.
- Ausbildung und Vernetzung der nächsten Generation von Wissenschafter*innen und Expert*innen für europäische Demokratie. Die Funktion als Innovationszentrum, in dem Forscher*innen die Möglichkeit geboten wird, sich auszutauschen und neue Instrumente für zukünftige Datenerhebungen zu entwickeln, fördert die Verbreitung und Etablierung hochmoderner und innovativer Forschung.
Zielsetzung und Aussichten von MEDem
MEDem verbindet (inter-)nationale Forschungsgruppen, Infrastrukturen und Netzwerke und ist als dezentrale europäische Forschungsinfrastruktur konzipiert. Das unmittelbare Ziel ist es, sich einen Platz auf der ESFRI- Roadmap zu sichern, da diese von entscheidender strategischer und wissenschaftlicher Bedeutung für die europäische Sozial- und Politikforschung im Speziellen und für europäische Demokratien im Allgemeinen ist. Die Mitglieder von MEDem sind europäische Länder. Zu ihren Aufgaben gehören die Finanzierung und der Ausbau der Datenerfassung für MEDem-bezogene Forschung in ihrem Land, der Beitrag zu den allgemeinen Betriebskosten für den Hauptsitz von MEDem und den regionalen Kompetenzzentren, sowie die Ernennung eines Vertreters für MEDems General Assembly. Im Gegenzug werden die Mitglieder an der Spitze einer hochinnovativen und integrativen sozialwissenschaftlichen Infrastruktur stehen, die neue Möglichkeiten für länderübergreifende Demokratieforschung schafft und die Ausrichtung künftiger Arbeitsprogramme mitbestimmt.
Die Organisation von MEDem
In der vorgeschlagenen Governance Struktur setzt sich die General Assembly aus Vertreter*innen der Mitgliedsländer zusammen und ist das wichtigste Leitungsorgan von MEDem. Das Board of Directors verwaltet die Infrastruktur gemeinsam mit dem oder der Direktor*in.
Das Headquarter ist für die Unterstützung und Verwaltung der täglichen Aufgaben zuständig. Das Advisory Board steht beratend mit seiner Expertise zur Seite. Dienstleistungen zu bestimmten Wissensgebieten und/oder Datenobjekten werden durch die Competence Centres bereitgestellt (z.B. politische Texte oder Datenverarbeitung). Das MEDem Networks, bestehend aus führenden (inter)nationalen Forschungsgruppen, und dem National Coordinators Forum, das länderspezifischen Bedürfnissen eine Stimme gibt, haben sich verpflichtet MEDem zu unterstüzen. Sie sind im Scientific Council repräsentiert. MEDem steht in engem Austausch mit der Community, indem es mit Expertise unterstützt und Ratschläge annimmt.
Letztlich sei festgehalten, dass die österreichische Budesregierung das künftige Headquarter an der Universität Wien bereits politisch und finanziell unterstützt. Andere europäische Regierungen haben auch schon den Wunsch geäußert, der Initiative beizutreten.
Download: MEDem Kurzbeschreibung
Dateiname | Info | Geändert |
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DEShort_Description_MEDem_Jan23.pdf | 171 KB | 23.01.2023 14:53 |
ENShort_Description_MEDem_Jan23.pdf | 188 KB | 23.01.2023 14:53 |
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